Mi., 17.09.25
Beginn: 20:00 h
VVK Einzelkarte: 15,00 EUR
AK Einzelkarte: 18,00 EUR
119. Bocholter Jazzabend: Bass Summit
Veranstaltungsbesprechung von Dirk Böing:
„Beim 119. Bocholter Jazz-Abend am 17. September in der alten Molkerei war kein Stuhl mehr frei, als die drei Bassisten John Goldsby, Tristan Sorg und Henning Gailing die Bühne betraten. Gemeinsam ließen sie erleben, wie aus drei tiefen Stimmen ein farbenreicher Klangteppich entsteht, der das Publikum vom ersten Moment an in seinen Bann zog. Später am Abend gesellten sich Pianist Billy Test und Schlagzeuger Hans Dekker hinzu, deren nuanciertes und ausdrucksstarkes Spiel die Darbietung auf eindrucksvolle Weise vertiefte.
Den Auftakt bildete das Stück „Buzzy“ von Charlie Parker in einer eigens adaptierten Fassung für drei Bässe statt einem Saxophon. Als Zweites folgte der Jazz-Standard „Comes Love“. Bereits nach wenigen Takten wippten die ersten Füße im Publikum mit. In dieser Interpretation übernahmen die drei Bässe zunehmend den Melodiepart und zeigten eindrucksvoll, wie facettenreich ihr Zusammenspiel auch jenseits der klassischen Begleiterrolle wirken kann. Anschließend stand „La Verne Walk“ auf dem Programm, in dem besonders John Goldsby in den Mittelpunkt rückte. Mit einem beeindruckenden Solo bewies er Virtuosität und Spielfreude. Direkt danach folgte „Interplay“ von Bill Evans. Hier erhielt Tristan Sorg Gelegenheit, sich zu profilieren. Mit Hingabe übernahm der junge Bassist den Trompetenpart und verlieh dem Stück eine ganz eigene Farbe.
Beim fünften Stück „Moose the Mooche“ von Charlie Parker traten Pianist Billy Test und Schlagzeuger Hans Dekker hinzu. Neben Tristan Sorg beeindruckte besonders Billy Test mit hingebungsvollem Spiel und Fingern, die nur so über die Klaviatur zu fliegen schienen, während Hans Dekker mit seinem nuancierten Schlagzeugspiel für zusätzliche Spannung und Energie sorgte.
Beim sechsten Stück des Abends griffen alle drei Bassisten zum „gefährlichen Stock“, wie Henning Gailing, der auch die Moderation übernahm, augenzwinkernd ankündigte. Das bekannte „Over the Rainbow“ erklang in einer gestrichenen Version. Besonders zu Beginn war faszinierend mitzuerleben, wie sich die Melodie allmählich entfaltete – fast so, als würde ein Bild im Entwicklerbad sichtbar werden. Im weiteren Verlauf setzten Klavier und Schlagzeug ein und verliehen der Interpretation eine verträumte, beinahe loungeartige Note. Den Abschluss des ersten Teils des Abends bildete „Blues in the Closet“ von Oscar Pettiford. Hier legte John Goldsby ein eindrucksvolles Solo hin und übergab den Staffelstab dann an Tristan Sorg, der den Faden nahtlos aufnahm. Schließlich setzte Billy Test am Klavier ein und steuerte ein leidenschaftliches Solo bei, das dem Stück eine besondere Intensität verlieh.
Der zweite Teil des Abends wurde mit „Bishops Place“ eröffnet – einer Komposition von Henning Gailing, die er eigens für drei Bässe geschrieben und Chris Bishop gewidmet hat, dem früheren Besitzer eines Jazzlokals, in dem er selbst viele Stunden verbrachte. Man hörte dem Stück direkt an, dass es für dieses außergewöhnliche Ensemble gedacht ist, denn es lotete die gesamte Bandbreite der Bässe aus. Eindrucksvoll zeichnete die Musik die Atmosphäre in eben jenem Lokal nach, bis hin zu Henning Galings Solopart, bei dem man die Gäste beinahe sehen konnte, wie sie sich langsam auf den Heimweg machten.
Nach dieser eindrucksvollen Darbietung betraten erneut Billy Test uns Hans Dekker die Bühne. Die folgende Komposition „Song for Double Bass“ begann mit Bassklängen, die vage Erinnerungen an das legendäre Riff aus „Smoke on the Water“ wachriefen. Faszinierend wirkten die silbrigen Einsprengsel des Pianisten, die fast mystisch anmuteten und perfekt platziert waren. Auch das anschließende Klaviersolo überzeugte: Es begann zurückhaltend, begleitet von sehr dezenten Rim-Clicks am Schlagzeug, und steigerte sich nach und nach zu einem intensiveren, energiegeladenen Ausdruck. Es folgte das Stück „My little Anna“ des dänischen Jazz-Kontrabassisten Niels-Henning Ørsted Pedersen, welches von Henning Gailing alleine zusammen mit Piano und Schlagzeug gespielt wurde. Sein Basspiel wirkte leichtfüßig und rhythmisch präzise, während das Billy Test mit einem kraftvollen, vorwärtstreibenden Spiel die Musik stetig nach vorne zog.
Im Anschluss widmete sich das Quintett einem nicht näher bezeichneten Werk von Johann Sebastian Bach. Zunächst erklangen nur die drei Bässe, getragen und abwechselnd gestrichen wie gezupft. Nach einem plötzlichen Anzählen – „One … two … three … four“ – setzten Schlagzeug und, zunächst ganz dezent, auch das Klavier ein. Allmählich nahm das Zusammenspiel an Leichtigkeit zu, wurde immer beschwingter und führte in ein beinahe verträumtes Klaviersolo von Billy Test. Den Abschluss bildete ein Solo von John Goldsby, ehe sich das Stück in ein leises Nachspiel mit zwei Bässen auflöste. Es folgte „Sergio“, eine Komposition von John Goldsby. Bass und Klavier wirkten beschwingt, das Schlagzeug wohldosiert. John Goldsby lieferte ein beeindruckendes Solo im Zusammenspiel mit Hans Dekker, während Billy Test am Klave leichte Spitzen einstreute. Ein besonderes Highlight war das Schlagzeugsolo von hans Dekker, das mit Energie und Präzision überzeugte.
Als letztes Stück des Abends spielte die Formation das bekannte „Isn’t She Lovely“ von Stevie Wonder. Schon nach den ersten Takten begann das Publikum mitzuschwingen, und man sah überall wippende Füße. Das Stück sprühte vor Spielfreude, wirkte leicht und beschwingt – der perfekte Ausklang für diesen 119. Bocholter Jazz-Abend.
So endete ein Konzertabend, der eindrucksvoll zeigte, welch klangliche Vielfalt drei Kontrabässe im Zusammenspiel entfalten können. Das Publikum verabschiedete die Musiker erst nach einer Zugabe und trag dann hinaus in die herbstlich-verregnete Nacht.“
Tickets sind erhältlich ab Mai 2025 in den örtlichen Vorverkaufsstellen Touristinfo, Theaterbüro und BBV Bocholt und online unter www.tixforgigs.com/de-DE/Event/64147/119-bocholter-jazz-abend-bass-summit-freier-kulturort-alte-molkerei-e-v
Bass Summit
John Goldsby (Kontrabass), Tristan Sorg (Kontrabass), Henning Gailing (Kontrabass), Billy Test (Piano), Hans Dekker (Schlagzeug)
Mit der Formation Bass Summit präsentiert Henning Gailing eine in jeder Hinsicht besondere Formation: 3 Kontrabässe plus eine hochkarätige Piano- und Schlagzeugbesetzung. Die Band orientiert sich an der Formation „Superbass“ um den legendären Ray Brown der in den 90er Jahren mit einem ähnlichen Konzept sein Publikum begeisterte. Bass Summit gründete sich vor einem Jahr für ein Konzert für den Dürener Jazz Club.
Kontrabassisten agieren ja für gewöhnlich eher im Hintergrund einer Band. Setzt der Kontrabass zum Solo an, so wird der Rest der Gruppe still, damit sich der Fokus auf das im Verhältnis zu den Mitstreitern etwas leisere Instrument richten kann. Bass Summit dreht den Spieß einfach um: mit viel Groove und Swing werden Themen vorgetragen, Soli gespielt und einfühlsam die Kollegen begleitet. Henning Gailing und der Amerikanische Bassist John Goldsby (bis letzten Dezember der Bassist der WDR Big Band) sind für die Arrangements verantwortlich und bringen den sehr talentierten jungen Kölner Bassisten Tristan Sorg mit. Letztendlich stehen 3 Generationen auf der Bühne: Goldsby war u.a. der Lehrer von Gailing und beide waren Lehrer von Sorg! Und dazu die aktuelle WDR Rhythmusgruppe mit dem Amerikaner Billy Test und dem Niederländer Hans Dekker. Ein absolutes Highlight nicht nur für Fans der tiefen Töne!
Weitere Infos:
http://www.tixforgigs.com/de-DE/Event/64147/119-bocholter-jazz-abend-bass-summit-freier-kulturort-alte-molkerei-e-v