Lühning - Entfernung, Fr., 18.04.2008, 20 h
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- Kategorie: Programm 2008
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Beginn ca. 21 h
Eintritt:
14 EUR AK, 12 EUR VVK
Vorverkauf: Tourist-Info Bocholt, Am Busbahnhof, Tel.: 0 28 71 / 50 44
"Lühning" ist psychedelic, Trip Hop, Drum & Bass, Bossa Nova und Deephouse, auch wenn das Herz akustisch beim Jazz schlägt.
„Lühning“, das sind: Inga Lühning (voc) wurde 2002 mit dem Projekt [re:jazz] einem größeren Publikum bekannt. In einer Story über die neuen Stimmen im deutschen Jazz schrieb der Focus daraufhin: „Ohne Sängerinnen wie Lisa Bassenge, Inga Lühning, Linda Carriere oder Joy Denalane wäre alles nichts!“ (Focus 12/03). Ganz richtig, denn eine Sängerin wie Inga Lühning, die im Studio wie auf der Bühne mit ihrer natürlichen Präsenz überzeugt, ist nicht nur Gold wert, sondern auch selten.
2002/03 schickte das Goethe-Institut sie deshalb nach Addis Abeba/Äthiopien, 2004/05 holen sie die "Fantastischen Vier" als Sängerin in ihre Tour-Truppe. Im Oktober 2006 ist sie auf dem Album „Tell me the truth about love“ zu hören, mit der romantischen Lyrik W. H. Audens in Vertonungen von Andreas Schnermann.
Schon 2001 legte die Sängerin mit ihrem Quartett "Lühning" ein Debüt-Album vor, das ihre faszinierende musikalische Persönlichkeit auf den Punkt bringt: "Lühning" ist psychedelic, Trip Hop, Drum & Bass, Bossa Nova und Deephouse, auch wenn das Herz akustisch beim Jazz schlägt. Die zweite Scheibe "Entfernung" erscheint 2008 und geht einen Schritt weiter – die Sprache ist Deutsch, denn "Lühning" sind, was sie sind.
Christian Thomé (dr) gehört zu den wenigen Schlagzeugern, die eine eigene Sprache gefunden haben – und diese auch in ganz unterschiedlichen Musikstilen hören lassen. So war er im Sommer 2007 mit dem Improvisationsquartett "Nanoschlaf" in China unterwegs und mit dem Kölner Weltmusikensemble "Schäl Sick Brass Band" auf Konzertreise im Nahen Osten. Im Trio mit Markus Stockhausen und Angelo Comisso wie auch in der Zusammenarbeit mit dem Komponisten Moritz Eggert und dem Auryn Streichquartet schlägt er Brücken zur zeitgenössischen klassischen Musik, mit "Mad Michel" (Sebastian Gramss, Matthias Schubert, Rudi Mahall) zum zeitgenössischen Jazz.
Neben Engagements z.B. in Georg Rubys "Village Zone" -Trio mit Dieter Manderscheid, oder im Thomas Heberer Trio, mit Carl-Ludwig Hübsch an der Tuba und als Teil des neuen Trios der Sängerin Efrat Alony komponiert, arrangiert und produziert Christian Thomé u.a. für "Radio Köber", ein elektronisch/akustisches Trio mit Robert Schleisiek und Tilman Ehrhorn, im Duo "Rudolph Thomé" mit der Sängerin Céline Rudolph, im Trio "Arnie Bolden" ( mit S.Meinberg, R. Beerkircher) und lässt nicht zuletzt auch seiner Begabung für längere Formen und größere Besetzungen in seinem Septet "tomatic 7" freien Lauf.
Mario Mammone (g) ist Italiener, lebt in Siegen und als Gitarrist zwischen Flamenco, Thelonious Monk und Jimi Hendrix unterwegs. Mit seinen eigenen Bands, dem romantischen Trio "lirico”, dem ironischen "Trio Reale” hat er bereits eigene CDs vorgelegt, mit dem Free-Funk-Sextett "jip” oder im Gitarrentrio mit Werner Hucks und Peter Autschbach zeigt er sich als faszinierender Live-Musiker. Davon profitierten im Studio wie auf der Bühne auch schon u.v.a. Ron Williams, Jan Vering und Willie Thomas.
Helmuth Fass (b) ist seit 1996 als Live und Studiobassist mit „Megashira“ (Infracom) verbunden. Sie bildeten den ersten deutschen Drum´n Bass Live Act, der auch international Beachtung fand, so wurden sie zum renommierten "Tribal Gathering” Festival nach London eingeladen, wo sie neben Acts wie Roni Size, Masters at Work und Kraftwerk auftraten. Seitdem spielte er live oder im Studio u.a. Hiphop mit „Curse“, Reggae bei Don Abi, Nosliw und Zoe, Rock mit „Drei vom Rhein“, Jazz mit Les McCann und „House“ Basslines auf Produktionen des Passion Dance Orchestra.
„Writing about music is like dancing about architecture“, soll Elvis Costello irgendwann einmal gesagt haben. Und hat damit Recht und Unrecht zugleich. Zunächst einmal ist das Schreiben über Musik jedoch ein Handwerk wie jedes andere auch. Ein Handwerk wie das Graben von Erdhöhlen, das Reparieren einer Fahrradkette oder eben das Errichten von Häusern. Manche bauen ziemlich gerade, ziemlich schöne Häuser, in denen es sich gut leben lässt, andere wiederum bauen windschiefe Hütten, die beim ersten unfreundlichen Herbsturm in sich zusammenfallen, und das Land der Pressetexte ist nicht gerade voll von Le Corbusier- Bauten, wenn Ihr versteht was ich meine. Aber manche Hausherren machen einem das Bauen auch nicht so leicht. Was das alles mit Lühning zu tun hat? Na ja. Ihr kennt iTunes? Wir tun jetzt einfach mal so als sei iTunes kein Programm, keine Maschine, die von Leuten gefüttert wird, sondern ein intelligentes, vernunftbegabtes Lebewesen. Sicher sein kann man sich da ja nie. Wenn du Lühnings „Entfernung“ in iTunes importierst, ist der geheime Musikerkenner in deinem Rechner erkennbar verwirrt. Zu jedem Stück wirft das kleine Einordungsmonster eine eigene Rubrik aus.
Der Titeltrack „Entfernung“ ist Jazz/Pop/Indie, „Gestern“ ist Psychedelic, während „In der Wucht“ irgendwie Trip Hop ist und „Verkriechen“ muss sich von dem freudlosen Racker als Trance beschimpfen lassen. Der aufmerksame Hörer ahnt außerdem vielleicht noch den genetischen Fingerabdruck von Drum & Bass, Bossa Nova und Deephouse. Aber was sagt uns das? Nichts. Außer dass der geheime Musikerkenner von Apple vielleicht doch nicht so schlau ist wie man vielleicht gedacht hat, sonst würde er bei jedem Stück laut „Bossanovajazzsoulindiepoptriphophousefusion“ schreien und damit trotzdem meilenweit daneben liegen. Ja, es stimmt, bei Lühning sind einige der genannten Stile zu Gast. Ja, es stimmt auch: in der Musik von Lühning haben sich Jahrzehnte von Hörerfahrung abgelagert und Spuren hinterlassen. Es wird sogar ein Titel von Matt Bianco auf „Entfernung“ interpretiert und trotzdem hört sich die Musik immer irgendwie wie Lühning an.
Das neue Album des Jazz-Pop-Vierers erscheint im Februar 2008 bei Herzog Records.
www.luhning.de