GENESIS - Die britische Kultband gehört zu den
Supergroups der Rockgeschichte: In den 70er Jahren war sie Garant für
innovativen Artrock und progressives Musiktheater, in den 80ern und 90ern
Lieferant für unzählige Top-Hits. Leider gehen die alten Herren schon seit
langem getrennte Wege - Peter Gabriel und Phil Collins sind inzwischen als
Solisten Weltstars geworden. Den Fans der "alten, alten Stücke", wie Phil
Collins zu sagen pflegte, bleiben so nur die Musik aus der Konserve und die
Erinnerungen an magische Konzerte.
Fünf Musiker aus dem Köln/Bonner Raum erwecken die Musiklegende zu neuem Leben:
Die Band "The Path of Genesis" präsentiert in einer mehr als zweistündigen
Rockshow die größten Erfolge der Band und lässt das Live-Feeling eines
Genesis-Konzerts wieder aufleben. Und das - nach zwei ausverkauften Auftritten
in der Alten Molkerei im Januar und Oktober 2004 - zum nunmehr dritten Mal in
Bocholt!
Die Reise durch die Welt der Genesis-Songs beginnt in den frühen Siebziger
Jahren. Bombastische Prog-Rock-Nummern wie "Watcher of the skies", "Firth of
Fifth" oder "The Knife" stehen genauso auf der Setliste von ?"The Path of
Genesis" wie Songs aus dem wohl berühmtesten Genesis-Album "The Lamb lies down
on Broadway". Der Trip durch die Zeit wäre nicht komplett ohne die Hits aus den
80ern und 90ern.: "Jesus he knows me", "I can't dance", "Abacab". Auch einige
Songs aus dem Soloprogramm von Peter Gabriel werden präsentiert.
Drummer Lars Rother hat die Gruppe vor fünf Jahren ins Leben gerufen. Auf eine
Musiker-Kontaktanzeige meldete sich der Sänger & Genesis-Maniac Mike Maschuw. Er
ist nicht nur Fan der ersten Stunde, sondern selbst ein Vollblutmusiker. Für ihn
ist mit "The Path of Genesis" ein persönlicher Musikertraum in Erfüllung
gegangen. Seit den frühen 70ern ist er im Genesis-Fieber und so wundert es den
Zuhörer und Zuschauer nicht, dass er mal Peter Gabriel und mal Phil Collins auf
der Bühne wiedererkennt: Mike Maschuw lebt sie beide!
Erstmals an den Keyboards für "The Path of Genesis" ist dieses Mal Donovan
Aston, der normalerweise für ?"Nursery Crime", einer Genesis-Cover-Band aus dem
süddeutschen Raum, in die Tasten greift. Donovan selbst ist ausgemachter
Genesis-Fan. Ebenfalls auf der Bühne: An den Gitarren Armin Seibert und am Bass
Klaus Jülich, der allein aufgrund seiner Körpergröße dem Genesis-Gitarristen und
-Bassisten Mike Rutherford wohl in nichts nachstehen dürfte.
Wer auf Genesis steht und sich noch einmal in die Welt dieser Musik zurück
versetzen lassen möchte, sollte sich die Konzerte der Band auf keinen Fall
entgehen lassen.

Tony Banks, Phil Collins, Peter Gabriel, Steve Hackett, Mike Rutherford (v.l.n.r.)
|

„The Path of Genesis” überzeugte mit einem wunderbar
stimmungsvollen Konzert. Foto: Theissen
„ The
Path of Genesis”
Fast schon so
gut wie das Original
BOCHOLT. Es war ein Abend für
Genesis-Fans. Und von denen gab es am Samstagabend viele in der Alten
Molkerei, als dort die Cover-Band „The Path of Genesis” auftrat. Wie die
Original-Gruppe, die sich vor wenigen Jahren auflöste, spielten die
Kölner Musiker „viele alte Stucke” und „viele alte, alte Stucke” wie „In
the cage”, Afterglow” oder „Los Endos”.
Allen voran das voluminöse „Watcher of the skies”, mit dem das rund
zweieinhalbstündige Konzert eröffnet wurde. Keyboarder Ralf Schmitz
schuf einen Soundteppich, der dem des Originals in nichts nachstand.
Überhaupt glänzte der Tastenmann hinter seinen vier Keyboards und
bewältigte auch schwierigste Anforderungen der diffizilen
Symphonic-Rock-Musik meisterhaft.
Sänger Mike Maschuw, der als Frontman in die Rollen der beiden
charismatischen Genesis-Sänger Peter Gabriel und Phil Collins schlüpfte,
suchte den Kontakt zum Publikum. Ob im berühmten „Fledermaus-Kostüm” aus
der Gabriel-Ära oder mit Phil-Collins-Hut und Sonnenbrille bei „I can't
dance”, immer hatte er seine Zuhörer fest im Griff. Das auf die Musik
eingeschworene Publikum sang, klatschte und tanzte mit, feierte ihre
„Stars” auf der Bühne und spendete für die durchweg gelungenen Soli
Zwischenapplaus.
Den bekam auch Gitarrist Ralf Goebel, der heute seinen 31. Geburtstag
feiert. Durch Improvisationsfreudigkeit, Soundwahl und Können
bereicherte er die Genesis-Musik um kleine Nuancen. Ob bei Songs wie
„Firth of Fifth”, „Abacab” oder „Counting out time” - Goebels Finger
tanzten auf den Saiten und ließen so manchen Gitarristen im Saal in
Ehrfurcht erstarren. Schlagzeuger Lars Rother erwies sich als ebenso
guter Drummer wie Phil Collins. Vor allem die für Genesis typischen
Synkopen, Breaks und Fills beherrschte er meisterhaft. Die Felle der
Toms genau so hart gespannt wie beim Original-Schlagzeug, sorgte er für
ein rhythmisches Feuerwerk, das bei seinem Solo am Schluss des Konzerts
explodierte.
Bassist Martin Birkhäuser wurde seinem Ruf als „Imperator der tiefen
Töne” gerecht. Erste Feuerzeuge flammten bei Genesis-Hymnen wie „Lamb
lies down on Broadway” und „Carpet Crawlers” auf. Die fast 15-minütige,
mitreissende Fassung des Genesis-Klassikers „I know what I like” wurde
nur noch durch das Meisterwerk „Dance on a Volcano” übertroffen. Doch
auch neuere Hits wie „Jesus he knows me” kamen beim Publikum an. Sie
wurden in einen ausgewogenen Sound und mit ausgereifter Lightshow
präsentiert.
Erst nach zwei Zugaben - vorbereitet waren der Gabriel-Klassiker „Solsbury
Hill” und „The Knife” aus den frühen 70ern - verabschiedete sich „The
Path of Genesis” von der Bühne. Es war ein wunderbar stimmungsvolles
Konzert von einer tollen Gruppe, die hoffentlich nicht zum letzten Mal
in Bocholt zu Gast war.
THEO THEISSEN
BOCHOLTER BORKENER VOLKSBLATT vom 12. JANUAR
2004 |
|